Studienreise an die Chengdu University of TCM
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) wird weltweit praktiziert. Gute Ausbildungen bei exzellenten Lehrern findet man überall in der Welt. Der weltweit größte Kongress für Traditionelle Chinesische Medizin findet jedes Jahr in Deutschland, in Rothenburg o.d.T., statt. …dennoch: nirgendwo ist die Traditionelle Chinesische Medizin so authentisch wie in China. Deshalb war mir es im Oktober 2019 eine Reise wert, nach Chengdu zu fahren an die TCM University, um dort chinesische Medizin hautnah zu erleben. Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan mit ca. 16 Mio. Einwohner, liegt im Südwesten Chinas.
Bei uns im Westen wird mit Chinesischer Medizin schnell Akupunktur assoziiert. Sie ist eine sehr spannende Methode, über die in China und anderswo viel geforscht wird. Ihre klinische Bedeutung ist unbestritten. Ob sie eingebettet wird in eine gesamtheitliche Behandlung der TCM oder als alleinstehende Behandlung eingesetzt wird, entscheidet im Einzelfall der Behandler. Im Beispiel (li Foto, Autorin 2.v.li) wird die Akupunktur in moderner Form als Einzelbehandlung angewendet.
Eine moderne Form der Akupunktur ist die Elektroakupunktur, die häufig bei Erkrankungen zum Einsatz kommt, bei denen Nerven beteiligt sind. In der Klinik konnte ich eine Reihe von Behandlungen von z. B. Herpes Zoster erleben. Auf dem Foto links wird gleichzeitig auch mit Kräuterdampf behandelt.
Wärmeanwendung finden sich häufig in der TCM bei Kälteerkrankungen, bei Leere (z. B. Erschöpfung). Oft kommt die chinesische Wärmelampe (eine moderne Behandlungsform, Foto re + Moxa am Fuß) zum Einsatz, traditionell wird seit ca. 2000 Jahren Moxibustion eingesetzt, wobei man durch Glimmen mit getrocknetem Artemisiakraut Wärme erzeugt. Soll die Wärme besonders intensiv sein, gibt man Ingwer darunter. (li Foto). So kann das Yang gestärkt werden.
Ein weiteres großes Behandlungsfeld sind die manuellen Therapien Gua Sha und Tuina. Gua Sha habe ich beim letzten Mal behandelt, weswegen ich hier nur über Tuina sprechen will. Sie ist die Behandlungsmethode besonders für kleine Kinder, weil erst mit ca. 12 Jahren die Meridiane voll ausgebildet sind. Der kleine Junge auf dem Schoß seiner Mutter (Foto rechts) genießt seine Behandlung: der linke Unterarm wird massiert.
Das kleine Mädchen wird wegen Bauchschmerzen behandelt. Es ist dabei völlig entspannt und genießt den Kinderfilm auf seinem Smartphone. Übrigens: das TCM Krankenhaus in Chengdu ist Schwerpunktkrankenhaus für Schiefhals (Torticollis) bei Neugeborenen und Kleinkindern. Die betroffenen Kinder werden mit großem Erfolg mit Tuina behandelt. Tuina wird auch bei Erwachsenen mit Erfolg angewendet.
…und noch eine bedeutende Behandlungsmethode zuletzt: die Kräutermedizin. Sie wird in weit größerem Maße in China angewandt als die Akupunktur. Will ein TCM Arzt in China mit Kräutern behandeln, muss er sich im Master-Studium darauf spezialisieren. Die Ärzte in der Klinik verordnen individuelle Rezepturen für ihre Patienten. Allerdings kann auch schon mal statt chinesischer Kräuter ein Präparat aus dem Portfolio der „Western Medicine“ verschrieben werden. In China kennt man keine Berührungsängste zwischen Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und Western Medizin. Man nennt diese Zusammenarbeit „Integrierte Medizin“. Die Zusammenarbeit beider Behandlungsarten führt letztlich zu einem guten Wohl des Patienten.
…und die Menschen vertrauen „ihrer TCM“: hier ein Blick in die Eingangshalle des TCM Krankenhauses (Foto re). Die Kräuter für die Behandlung bekommt der Patient direkt aus der Apotheke des Krankenhauses oder in freien Apotheken. Der bedeutendste Großmarkt in China für „Kräuter“ – zu denen auch Mineralien und tierische Bestandteile zählen – befindet sich in Chengdu.
China ist immer eine Reise wert. Die anderen Blickwinkel auf die Welt aus uns fremden Kulturen bereichern immer. …und sei es nur die Erkenntnis, das Leben mit mehr Leichtigkeit zu nehmen. Fotos: Copyright bei Naturheilpraxis an der Schlei
Zum Abschluss hier einige Impressionen: