Mein Weg zur traditionellen chinesischen Medizin
Eigentlich fing alles in der Küche meiner Eltern an. Meine Mutter fragte ihre ca. 15jährige Tochter, nämlich mich, ob ich ihr den Gefallen tun könnte und einen Meditationskurs besuchen wolle. Sie könne daran nicht teilnehmen, weil er für Jugendliche sei. Allerdings solle ich ihr danach alles ganz genau berichten. Gesagt – getan.
Dort lernte ich u.a. Yoga und Zen kennen und fing an indische, chinesische und japanische Schriften zu lesen. I Ging (Yijing), Laotse Tao Te King ( Laozi Daodejing), Konfuzius, Dogen, Bhagavad Gita, in jugendlichem Eifer stöberte ich durch die Schriften und erfuhr erstaunt, dass man schon in alter Zeit auf der anderen Seite der Erde Materie letztlich für Schwingung hielt. Parallel dazu lernte ich auf dem Gymnasium in der AG „Relativitätstheorie“, dass Energie zu Materie werden kann, dass die Grenzen je nach dem fließend sind. Seit dieser Zeit begleitet mich der chinesische Gelehrte (rechtes Foto) durch’s Leben.
Ich war neugierig geworden auf das Denken im asiatischen Raum. Insbesondere das chinesische synthetisch-induktive Denken (s. Marcel Granet, Das Chinesische Denken) hatte es mir angetan. Seit ich direkt nach dem Abitur die Heilpraktikerschule in Saarbrücken besuchte, konnte ich dieses Denken in die Praxis anwenden: Ich kam in Kontakt mit der Akupunktur und der TCM (traditionellen chinesischen Medizin) und lernte z. B. die Idee von Yin und Yang oder den Wandlungsphasen in konkrete Behandlungspläne für erkrankte Menschen umzusetzen: Akupunkturpunkte auswählen, Nadeln setzen. Die Wirkungen, die ich erleben durfte, haben mich fasziniert und faszinieren mich auch nach vielen Jahren immer wieder aufs Neue.
Nach der Heilpraktikerschule hatte ich die Gelegenheit bei einem Heilpraktiker in Wuppertal als Assistentin selbstständig die Akupunktur auszuüben. In der Praxis dort wurde u.a. mit der „Energetischen Terminalpunkt Diagnose“ (EDT) gearbeitet, einem von Peter Mandel entwickelten Verfahren auf Grundlage einer modifizierten Kirlianfotografie (Hochfrequente Hochspannungsfotografie der Hände und Füße). Dieses Verfahren sieht Beziehungen zwischen Reflexfeldern der Haut und inneren Körperorganen analog der TCM / Akupunktur. Mir stand die Möglichkeit zur Verfügung, mit Hilfe der Kirlianfotografie Vorher- und Nachher-Fotos von Händen und Füßen der Patienten zu machen. So konnte ich mit Hilfe der durch die Behandlung veränderten Korona von Fingern und Zehen die Wirksamkeit meiner ersten eigenständigen Akupunkturbehandlungen überprüfen. Dadurch stand mir neben der klassischen chinesischen Pulsdiagnose auch zusätzlich eine „westliche“ Methode als Kontrollinstrument zur Verfügung. Beides gab mir eine Sicherheit, die ich als Anfängerin sehr geschätzt habe.
In diese Zeit fällt auch eine Erfahrung am eigenen Leib. Fröhlich und übermütig machte ich mit Freunden eine Kissenschlacht. Es kam wie es kommen musste: ich habe mich verrenkt und hatte unglaubliche, stechende Schmerzen im unteren Rücken. Die Pulsdiagnose bestätigte die Symptome: Ni 7 (auf der Innenseite des Unterschenkels gelegen, etwas oberhalb des Knöchels) wäre der richtige Punkt. Was macht nun eine Akupunkteurin, die sich nicht mehr bewegen kann? Sie erklärt dem Homöopathen in der Runde, wo dieser Punkt genau liegt und wie er zu stechen ist. Die Nadel trifft den Punkt und sofort sind die Schmerzen verschwunden. Ich konnte es kaum glauben, dass ich mich sofort dauerhaft schmerzfrei bewegen konnte. Noch heute bestätigt mich dieses Erlebnis darin, dass Behandlung mit Akupunktur im Einzelfall beachtliches leisten kann.
Mein Lebensweg führte mich weiter nach Schleswig-Holstein, wo ich heute in eigener Naturheilpraxis mit Blick auf die Schlei Menschen auf dem Weg zu Gesundheit und Wohlbefinden begleite. Für mich persönlich ist chinesische Medizin immer die Behandlung des ganzen Menschen, denn sie trennt nicht zwischen Körper, Seele und Geist.
Außerdem ist sie ein hervorragendes Mittel, Erkrankung zu verhindern, Prävention ist eine ihrer Stärken. Über vorbeugende Verhaltensweise, Yang Sheng, gibt es eine Reihe von Texten in der chinesischen Literatur. Es sind Texte, die nicht nur gelesen, sondern auch gelebt werden, Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.